Webdesign ist tot. Lang lebe Erfahrungsdesign

In einer kürzlich erschienenen Ausgabe des Offscreen Magazine erklärte Eric Meyer, ein bekannter Berater, Autor und Webdesigner, warum er sich nicht mehr als „Webdesigner“ bezeichnet, und stattdessen den Titel „Erfahrungsdesigner“ (Experience Designer) bevorzugt.

In der heutigen Zeit scheint der Begriff „Webdesign“ ein bisschen untertrieben, vor allem, wenn man bedenkt, wie stark sich Webdesign in den letzten 20 Jahren verändert hat.

Die traditionelle Definition von Webdesign hat sich sehr stark weiterentwickelt, vor allem in den letzten Jahren. Das Internet ist allgegenwärtig, egal ob wir an Smart-Bubbles, Brillen oder an andere IoT-Geräte denken. Ich bin mir sicher, die Pioniere des Internets wären überrascht, in welchen Geräten heutzutage Webdesign gefunden werden kann.

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Designen für das Netz

Der Schwerpunkt und die Reichweite von Webdesign hat sich durch die Entwicklung von Erfahrungsdesigns, das bis vor kurzem noch in den Kinderschuhen steckte, komplett verändert. Durch Nutzung von auf Menschen gerichteten Konzepten hat es die Art und Weise wie man heutzutage Webseiten erstellt völlig verändert.

Sehen wir uns doch einmal an, wie jüngste Entwicklungen Webdesign veränderten und warum der Begriff „Webdesign“ heute sogar eher irreführend ist.

Die traditionelle Idee des Webdesigns

Worüber reden wir eigentlich, wenn es um „traditionelles Webdesign“ geht?

Naja, früher war alles etwas anders.

Browser waren nicht wirklich leistungsfähig, ganz zu schweigen von den Computern, auf denen sie liefen. Das Internet selbst war immer noch ziemlich neu, und obwohl Leute sehr wohl verstanden, was sie damit machen konnten, wurde die Ausführung immer von einem funktionalen Standpunkt durchgeführt.

Traditionelles Webdesign war nichts anderes als der Anzug, den die Technik trug, um für ihr Publikum gut auszusehen.

Bis vor kurzem konzentrierten sich Webdesigner vor allem auf die „Ästhetik der Dinge“ und verschwendeten keinen Gedanken daran, wie der Nutzer die Webseite erlebte.

In diesen Tagen wurde von Webdesignern oft verlangt, dass Sie eine Webseite auf Basis existierender Designelemente (vor allem aus der Offlinewelt) bauen. Diese Vorgehensweise gleicht mehr der des Designs eines Dokumentes. Statisch und ziemlich linear.

Bekannt als das Konzept des Skeuomorphismus, übertragen Webdesigner vorhandene, physische Objekte in das Netz. Die Evolution der Buttons im Webdesign ist ein gutes Beispiel für Skeuomorphismus.

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Klar, Webseiten hatten auch früher Animationen und waren schon immer komplexer als Printmedien. Aber die Seiten von damals unterschieden sich grundlegend von den Seiten, die heute im Internet zu finden sind.

Ein Großteil der Arbeit von Webdesignern war sicherzustellen, dass das Design in ein ordentliches Gerüst passte und in HTML-Code integriert werden konnte. Dies entwickelte sich daraufhin zur Anforderung, dass eine Webseite auf einem Smartphone oder Tablet dargestellt werden konnte, aber es ging nie über das Interface hinaus.

Ich will damit nicht sagen, dass die traditionelle Vorstellung von Webdesign falsch ist, ganz und gar nicht. Was ich sagen will ist, dass das gesamte Konzept zu eng für den heutigen Markt ist. Ein Webdesigner muss wesentlich mehr leisten als das zuvor Beschriebene.

Webdesign hat sich in etwas viel Größeres verwandelt und komplett verändert, wie wir unsere Seiten gestalten und in welchem Licht wir Webdesign betrachten.

Von Webdesign zu Usererfahrung

Techniken des Webdesigns haben sich gewaltig verändert und sind zu etwas geworden, dass mehr ist als nur Ästhetik. Tatsächlich beeinflusst es die Art, wie User mit Technologie interagieren.

Steve Jobs beschrieb es sehr gut: „Design ist nicht nur, wie es aussieht und wie es sich anfühlt. Design ist, wie es funktioniert.“

An irgendeinem Punkt in den letzten Jahren wurde Webdesign zu etwas Allumfassenden.

Design hat sich in das Leben der Menschen integriert und wurde zum Mittelpunkt.

Nick Dank gab in seinem Artikel im UX Magazin eine wundervolle Definition der weitverbreiteten Ansicht, wie sich Webdesign von den grundlegenden Standards entfernt. Er erklärte, dass „Webdesign ein Netzwerk von zusammenhängenden Diensten ist, dass Überlegungen zu Informationsarchitektur, Webentwicklung, ästhetischem Design, Marketingstrategie und Inhalt braucht, die alle zusammenarbeiten, um eine gute Usererfahrung zu schaffen“.

Es stimmt, sich als simplen Webdesigner zu bezeichnen, tut der Vielzahl von Rollen unrecht, die Sie im Leben der Nutzer Ihres Systems spielen.

Der Webdesigner von heute ist verantwortlich für das Gestalten einer kompletten Erfahrung für den User. Wenn wir uns die Jobbeschreibung eines Webdesigners ansehen, finden wir eine Menge Anforderungen, die über die traditionelle Definition des Webdesigners hinausgehen.

Die Ankunft von hyper-zugänglicher Technologie hat eine Verschiebung vom Webdesign vergangener Tage zu einer breiteren und wesentlich relevanteren Funktion der „Usererfahrung“ verursacht.

Von userbasiertem zu menschenbasiertem Design

Als Technikfreaks verwenden wir das Wort „User“ ziemlich oft. Was wir aber eigentlich meinen ist „Menschen“. Manche Leute in der Branche haben mittlerweile ein Problem mit der weitverbreiteten Analogie der „User“.

Die Tatsache, dass User nur Menschen sind, und ihre Aufmerksamkeit (zum Beispiel auf eine Webseite) stark von ihrem mentalen Zustand beeinflusst wird, wird in vielen Konzepten zu Usererfahrungen oft übersehen.

An Menschen statt User zu denken wird hochwahrscheinlich bessere Designs erzeugen, die mehr im Einklang mit menschlichem Verhalten sind.

Quelle

Erfahrungsdesign lässt Dinge trotzdem schön aussehen, aber es beschäftigt sich auch mit der vollständigen Erfahrung des Users.

Bei einer Erfahrung geht es vor allem darum, eine Erfahrung zu kreieren. Genau wie das Auspacken Ihres brandneuen Handys eine Erfahrung ist, sollte der Besuch Ihrer Webseite genauso eine Erfahrung sein. Heute geht es einfach nicht mehr ohne.

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Zusätzlich ist es beim Erfahrungsdesign wichtig, überall da zu sein, wo der Nutzer ist. Mobiles Design für Handys, Tablets und sogar Armbanduhren fordert eine konsistente Erfahrung, die jedoch sehr zielgerichtet ausgeführt werden muss.

All dies macht Erfahrungsdesign um einiges menschlicher. Während Webdesign in der Lage war, des Designs willens zu gestalten, ist dies bei Erfahrungsdesign nicht mehr möglich.

Erfahrungsdesign als menschenbezogene Herangehensweise

Erfahrungsdesign beinhaltet viel mehr Regeln als traditionelles Webdesign, wie Menschen interagieren wollen. Tatsächlich basiert der gesamte Ansatz auf einem komplett anderen Konzept. Diese neue Arbeitsweise macht die Dinge einfacher für den User, und um dies zu erreichen verwendet es eine menschenbezogene Herangehensweise.

Erfahrungsdesigner versuchen, die menschliche Natur zu erfassen, und dem Nutzer überall, wo er mit der Anwendung oder Webseite agiert, eine spezifische Erfahrung zu bieten.

Und um das Ganze sogar noch effektiver zu machen, baut Erfahrungsdesign auf Userfeedback. Bevor Sie Feedback von den Besuchern Ihrer Seite haben, egal auf welche Weise, können Sie im Prinzip nur raten, was funktioniert und was nicht. Ein cleverer Designer wird seine/ihre Grundprinzipien nutzen und mit Feedback erweitern.

Die Designer selbst sind heutzutage sogar oft verantwortlich für das Implementieren von Feedbacktools wie Optimizely oder Usersnap, um zu lernen, wie User mit ihrer Webseite interagieren.

Fazit

Erfahrungsdesign vereint „Design“ und „Business“.

Heute verändern Unternehmen auf der ganzen Welt das Design ihrer Webseiten, um mit ihrem Erfahrungsdesign übereinzustimmen. Einfach und nutzerfreundlich sind die Werte von heute, während der Nutzer bei alten Designsprachen hart arbeiten musste, um zu erreichen, was er wollte.

Erfahrungsdesign bringt eine Marke dahin, wo Leute sind, sei es auf ihrem Smartphone oder ihrem Laptop. Es erfüllt die Erwartungen der Menschen, ohne sie jemals getroffen zu haben, und versucht eine direkte Verbindung zwischen dem User und der Marke herzustellen.

Es ist wahrscheinlich der stärkste erste Schritt, um eine großartige Beziehung von Unternehmen und Kunden aufzubauen und schafft für eine Marke Charakter.

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